Die Sorgen der Menschen ernst nehmen

Grundfragen Lebenskunst

Wie ich schon öfter hier gesagt habe, kommunizieren viele Nachhaltigkeitsbewegte falsch, indem sie predigen, was „wir müssen“ oder schlimmer noch „ihr müsst“. Ein weiterer Fehler ist, über die Sorgen der Menschen hinwegzugehen, die befürchten, dass die Lösung der Nachhaltigkeitskrise ihr Leben nicht verbessert, sondern verschlechtert. Dass sie von liebgewonnen Gewohnheiten Abschied nehmen müssen.

Diese Sorgen sollten wir ernst nehmen. Zweifellos wird es gewisse Dinge nicht mehr geben: das tägliche Billigfleisch, den alljährlichen Billigflug ins Urlaubsparadies (das für die Menschen, die dort zu Hause sind, meistens gar kein Paradies ist), den kraftvoll röhrenden Verbrennungsmotor im Auto. Viele Unternehmer rechnen mit steigenden Kosten, und Arbeitnehmer fürchten den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Dazu kommen Sorgen, dass Migranten dem Sozialstaat auf der Tasche liegen, uns Arbeitsplätze wegnehmen (ja was denn nun? Und welcher Deutsche will schon Mülltonnen leeren oder Pakete zustellen?) und Kriminalität ins Land bringen. Solche Sorgen bringen viele Menschen dazu, populistische Parteien zu wählen.

Dabei bringen die Migranten kulturelle Vielfalt ins Land und tragen dazu bei, die Überalterung unserer Gesellschaft abzumildern. Ihnen ist es zu verdanken, dass man in jeder deutschen Stadt auf kulinarische Weltreise gehen kann, dass es genug junge Menschen im Land gibt, die in den letzten Jahren hier in Deutschland zu wenig geboren wurden, dass die Renten einigermaßen sicher sind und all die gering geschätzten Arbeiten etwa von Reinigungskräften nicht unerledigt liegen bleiben.

Die Umstellung der Volkswirtschaft auf nachhaltige Produkte und Produktionsverfahren ist sicher nicht billig, aber wie jede Innovation schafft sie Arbeitsplätze und bietet neue Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Wer bei diesen Innovationen nicht mitzieht, wird rasch abgehängt. Arbeitsplätze gehen vor, wenn wir unsere Wirtschaft nicht umstellen und an veralteten Produkten und Verfahren festhalten.

Und ein nachhaltiger Lebensstil ist attraktiv! Das Reisen mit der Bahn ist viel entspannter als mit dem Auto, zumindest wenn die Züge einigermaßen pünktlich fahren (was sie derzeit leider nicht immer tun). Schöne Urlaubsziele gibt es auch in Deutschland und seinen Nachbarländern. Und es gibt viele schmackhafte und gesunde vegetarische und vegane Mahlzeiten. Muss es immer Fleisch sein? Und sind Dinge aus Plastik wirklich schön? Sind umweltfreundliche Materialien nicht viel schöner? Ist eine multikulturelle Gesellschaft nicht reizvoller und vielfältiger als eine „reinrassige“, weil die Migranten ihre Küche, ihre Musik und andere kulturelle Reichtümer mitbringen?

Wir sollten also die Sorgen der Menschen ernst nehmen und ihnen klar machen, dass wie eine bessere Welt wollen, in der die Lebensqualität höher ist als bisher.

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