Es gibt viele Ideen, wie man Städte nachhaltiger gestalten kann. Drei davon, die sich gut miteinander kombinieren lassen, möchte ich hier vorstellen.
Da ist zunächst das Konzept der Arkologie, das in den 1960er Jahren von dem italienisch-amerikanischen Architekten Paolo Soleri entwickelt wurde. Arkologie (engl. arcology) ist ein Kofferwort aus Architektur und Ökologie. Die Idee ist, die Stadt zu miniaturisieren, indem alle Bestandteile der Stadt, von Wohn- und Erholungsbereichen in den oberen Etagen bis zu den automatiserten Produktionsanlagen in den Untergeschossen, in einem großen Gebäudekomplex integriert werden. Das Ergebnis ist eine kompakte Stadt der kurzen Wege mit stark vermindertem Flächenverbrauch, selbstverständlich autofrei. Soleri hat mehrere verschiedene Arkologien unterschiedlicher Größe entworfen, vom Dorf bis zur Millionenstadt. Eine erste Arkologie, Arcosanti, befindet sich derzeit in Arizona im Aufbau.
Im Zusammenhang mit Arkologien werden oft auch die geodätischen Kuppeln genannt, die die bekannteste Erfindung eines anderen visionären Architekten aus den USA, Richard Buckminster Fuller, sind. Fuller war ein Architekt, der im Ersten Weltkrieg in der US Navy gedient und dort die Leichtbaumethoden des Schiff- und Flugzeugbaus kennen gelernt hatte und diese auf die Architektur übertragen wollte. Sein zentrales Motto war: Do more with less, womit der den Gedanken der Ressourcenproduktivität schon früh in eine klare Form brachte. Er entwickelte Baumethoden, die es erlauben, mit wenig Material- und Kostenaufwand große Nutzflächen und -räume zu umbauen.
Der Gedanke der Arkologie lässt sich mit dem der Armatur zusammen bringen, der von einem weiteren, weniger bekannten US-amerikanischen Architekten stammt: Herb Greene. Eine Armatur ist ein größeres Bauwerk, das auf Dauerhaftigkeit, flexible Nutzung und Erweiterung durch eine Vielzahl von Bewohnern und Nutzern ausgelegt ist und das Rückgrat eines Stadtteils darstellt. Damit stellt Greene eine demokratische Alternative einerseits den vor allem in den USA oft gesichts- und geschichtslosen modernen Städten mit ihrer kostenoptimierten aber Ressourcen verschwendenden Wegwerfarchitektur, und andererseits den einschüchternden Monumentalbauten, zu denen Regierungen und Großkonzerne neigen, entgegen. Es liegt nahe, eine Arkologie als Armatur zu konzipieren, zu der die Bewohner und Nutzer individuelle Ergänzungen hinzubauen können.
Sinnvoller als der Bau neuer Städte „auf der grünen Wiese“ (oder gar in der Wüste) ist es freilich, diese Konzepte auf die Entwicklung bestehender Städte anzuwenden. In vielen Städten gibt es ungenutzte oder nur wenig genutzte Freiräume, in denen neue Stadtteile als Armatur-Arkologien errichtet werden könnten. So könnten etwa Industriebrachen zu neuen lebendigen Stadtteilen werden und Teile der alten Industriebauten als Armaturen fungieren (dabei ist es freilch unabdingbar, vor Baubeginn das Gelände auf Kontaminationen zu untersuchen und gegebenenfalls zu sanieren).
Weblinks
Literatur
Richard Buckminster Fuller (1970): The Buckminster Fuller Reader. London: Jonathan Cape.
Herb Greene (1981): Building to Last. Architecture as Ongoing Art. New York: Architectural Book Publishing Company.
Paolo Soleri (1969): Arcology. The City in the Image of Man. Cambridge MA: MIT Press.