Vorgestern habe ich hier drei Szenarien für die gestrige Wahl in den USA skizziert. Jetzt wissen wir: Trump hat gewonnen, das zweite der drei Szenarien tritt ein. Das ist eine Katastrophe, das kann man nicht anders sagen. Es wird wahrscheinlich bis auf weiteres die letzte demokratische Wahl in den USA sein.
Beim Thema Klimaschutz werden die USA komplett ausfallen, und weiter ungeniert auf fossile Brennstoffe setzen. Die sozialen Missstände im Land werden sich weiter verschärfen. Die USA werden für uns Europäer nicht mehr Partner, sondern Gegner sein, und wir müssen uns um unsere Sicherheit selbst kümmern.
Im Ukrainekrieg zeichnet sich jetzt ein Sieg Russlands ab: ohne die Unterstützung aus den USA wird sich die Ukraine nicht länger gegen die Übermacht Russlands halten können, die Unterstützung aus Europa wird nicht ausreichen. In einigen Monaten wird Zelensky entweder tot, in einem russischen Straflager oder im Exil sein. Das Versprechen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, wird Trump also halten – aber in einer Weise, die niemandem lieb sein kann, der an Demokratie und das Selbstbestimmungsrecht der Völker glaubt.
Wo eine Eskalation zu erwarten ist, ist der Nahe Osten. Vom Trump-Regime sind keine Friedensinitiativen zu erwarten, im Gegenteil: Trump wird bedingungslos die fanatischsten rechtsextremen Elemente in Israel unterstützen, und es ist mit einem US-Angriff auf den Iran zu rechnen. Das birgt die Gefahr eines Dritten Weltkriegs, denn Russland und China sind mit dem Iran verbündet. Allerdings hat Putin kein Interesse an einer Auslöschung Israels oder an einer Stärkung islamistischer Extremisten, so dass damit zu rechnen ist, dass Putin den Iran im Falle eines US-Angriffs wie eine heiße Kartoffel fallen lässt, auch angesichts des Umstandes, dass die russischen Streitkräfte (noch) in der Ukraine genug zu tun haben. Ähnliches gilt für China, das wohl lieber unfairen Handel treiben als Krieg führen will.
Summa summarum verheißen die Nachrichten aus den USA also nichts Gutes. Aber das ist noch lange kein Grund, den Kopf frustriert in den Sand zu stecken. Für alle, die sich für Frieden, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einsetzen, sollte es heißen: Jetzt erst recht! Wir lassen uns nicht unterkriegen! Der Kampf ist noch nicht verloren!