Anorganische Energie für Maschinen – organische Energie für Menschen!

Ernährung & Landwirtschaft Klima & Energie

Im Zuammenhang mit der Energiewende wird immer wieder die Möglichkeit ins Spiel gebracht, landwirtschaftlich erzeugte organische Substanzen energetisch zu nutzen, von Brennholz über Agrardiesel bis hin zu Biogas. Auf dem ersten Blick haben diese organischen Energieträger bedeutende Vorteile: die Technologie ist altbekannt, sie lassen sich unproblematisch speichern bzw. lagern, und im Prinzip lassen sich Geräte, Fahrzeuge und Anlagen, die derzeit mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, unverändert oder mit relativ geringfügigen Modifikationen weiter nutzen. Alles grün, oder?

Tatsächlich ist es nicht so einfach. Das Hauptproblem mit Agrarbrennstoffen ist der Flächenverbrauch. Auf einem Acker, auf dem Agrarbrennstoffe wachsen, kann man eben keine Nahrungsmittel für Menschen mehr anbauen (wenn man von der Nutzung von Ernteabfällen aus dem Nahrungsmittelanbau absieht, mehr dazu siehe weiter unten). Die Produktion von Agrarbrennstoffen im großen Maßstab bringt alle Probleme industrieller Landwirtschaft mit sich: Monokulturen, Verlust von Arten- und Sortenvielfalt, Umweltbelastungen durch synthetische Pestizide und Düngemittel.

Und schließlich ist da der Punkt: Maschinen lassen sich auch mit anorganischen erneuerbaren Energiequellen wie Windkraft, Photovoltaik oder Solarthermie betreiben. Vieles läuft heutzutage elektrisch, und elektrische Maschinen fragen nicht danach, wie der Strom erzeugt wurde. Im Gegensatz dazu lassen sich Menschen aber nicht mit anderen Energieformen „betreiben“. Es muss also die Priorität in der Landwirtschaft auf der Produktion hochwertiger, gesunder Nahrungsmittel bei gleichzeitigem Erhalt der Arten- und Sortenvielfalt liegen.

Allenfalls Abfälle aus der Nahrungsmittelproduktion, wie zum Beispiel Stroh und andere Ernteabfälle, ließen sich energetisch nutzen, aber deren Potential ist sehr begrenzt, und eigentlich sind sie dafür zu schade. Denn sie werden als Rohstoffe für umweltfreundliche Materialien und für die Synthese etwa von Arzneimitteln benötigt. Das Prinzip muss also lauten:

Anorganische Energie für Maschinen – organische Energie für Menschen!

Nachtrag: Diese Regel kann aber keine Absolutheit beanspruchen – in der Klimakrise ist rasches, entschlossenes Handeln erforderlich, und Agrarbrennstoffe sind besser als fossile Brennstoffe. Entschlossenes Handeln ist aber nicht dasselbe wie unbesonnenes Handeln, also müssen die Nachteile und Risiken im Auge behalten werden – sonst landet man am Ende bei dem Versuch, das Klima mit Kernenergie zu schützen. Agrarbrennstoffe, vor allem Biogas aus organischen Abfällen, eigenen sich also am ehesten als Brückentechnologie, um das Klima kurzfristig zu entlasten, solange die anorganische erneuerbare Energiewirtschaft noch nicht gut genug ausgebaut ist.

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