Letzte Woche habe ich hier drei Szenarien für unser Jahrhundert gepostet. Diese Szenarien sind intuitive Abschätzungen der Entwicklungen, die unter verschiedenen politisch-kulturellen Rahmenbedingungen eintreten: Business as usual, Rückfall in Krieg und Faschismus, Wende zu globaler Nachhaltigkeit und Demokratie.
Es gibt aber auch wissenschaftliche Untersuchungen, die derartige Szenarien aufstellen, und die Auswirkungen handfest mit Computermodellen berechnen. Ein solches Szenariensystem möchte ich hier vorstellen. Es umfasst fünf Szenarien, von denen drei in etwa meinen eigenen drei Szenarien entsprechen – die SSP-Szenarien (SSP = Shared Socioeconomic Pathways, gemeinsame sozioökonomische Entwicklungspfade).
Die SSP-Szenarien
Szenario 1: Eine Welt, in der es zu einer Wende zur Nachhaltigkeit kommt. Der Fokus des Wirtschaften verschiebt sich von Wachstum zu menschlichem Wohlbefinden. Die Grenzen der Natur werden respektiert, die globalen Gemeinschaftsgüter werden bewahrt. Der Material- und Energieverbrauch wird minimiert, und die Ungleichheit zwischen den und innerhalb der Staaten wird verringert. Dieses Szenario entspricht in etwa meinem Szenario „Grünes Licht“.
In diesem Szenario gehen die globalen CO2-Emissionen rasch zurück und werden ab 2075 netto negativ. Die CO2-Konzentration erreicht um 2060 ein Maximum von 480 ppm und fällt bis 2100 wieder auf 450 ppm. Das 2°-Ziel wird eingehalten.
Szenario 2: Business as usual. Die bisherige Entwicklung wird fortgeschrieben. Die Einkommensunterschiede nehmen weiter zu, internationale Kooperation wird nur geringfügig weiterentwickelt. Dieses Szenario entspricht in etwa meinem Szenario „Business as usual“.
Die CO2-Emissionen erreichen um 2040 ein Maximum und gehen dann wieder langsam zurück, fallen aber nicht unter Netto-Null. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt bis auf 600 ppm im Jahr 2100. Das 2°-Ziel wird verfehlt.
Szenario 3: Regionale Rivalitäten. Nationalismus und regionale Konflikte nehmen zu, Investitionen in Bildung und technologische Entwicklung nehmen ab. Es kommt zu mehr Ungleichheit und regional starken Umweltzerstörungen. Dieses Szenario entspricht in etwa meinem Szenario „Die Rückkehr des Krieges“.
Die CO2-Emissionen steigen weiter an und erreichen im Jahr 2100 mehr als das Doppelte des gegenwärtigen Wertes. Die CO2-Konzentration erreicht am Ende des Jahrhunderts einen Wert von 850 ppm. Das 2°-Ziel wird weit verfehlt.
Szenario 4: In diesem Szenario verbreitert sich die Kluft zwischen entwickelten, global kooperierenden Gesellschaften und Entwicklungsländern, die auf niedrigen Einkommen und schlechtem Bildungsstand verharren. In einigen Regionen gibt es Erfolge der Umweltpolitik bei lokalen Problemen, in anderen nicht.
Dieses Szenario liegt in der Entwicklung etwa in der Mitte zwischen Szenario 2 und Szenario 3.
Szenario 5: Fossile Entwicklung. In diesem Szenario entwickelt sich die Weltgesellschaft scheinbar erfolgreich, aber energieintensiv und auf der Grundlage fossiler Brennstoffe mit hohem Kohleanteil.
Dies ist für das Klima der Worst Case. Die CO2-Emissionen nehmen rasant zu, erst am Ende des Jahrhunderts schwächt sich der Trend ab, weil Verknappung fossiler Brennstoffe und Klima-Chaos zum Zusammenbruch der Weltwirtschaft führen. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre überschreitet um 2090 die 1000-ppm-Marke und steigt bis 2100 auf 1140 ppm.
Weblink
Deutsches Klimarechenzentrum: Die SSP-Szenarien mit Erläuterungen und Diagrammen