Man kratzt sich an den Kopf. Tech-Giganten wie Elon Musk unterstützen Donald Trump, der die Speerspitze einer wissenschaftsfeindlichen Strömung ist, die unter anderem die Evolution des Lebens und die Erkenntnisse der Klimaforschung leugnet, die zurück will ins 19. Jahrhundert. Wie passt das zusammen?
Es passt sehr gut zusammen. Natürlich sehen die Techbros im Raubritter-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts viel größere Profitmöglichkeiten als in der durch Kartellbehörden regulierten Wirtschaftsform des 21. Jahrhunderts. Keine Beschränkungen von Monopolen. Keine Arbeitnehmerrechte. Keine Sozialversicherungsabgaben. Keine Umweltauflagen. Rückkehr der „robber barons“. Alles gut, um noch viel mehr Geld zu scheffeln.
Aber es gibt noch etwas: und das ist der Transhumanismus. Die Ideologie, dass der Mensch, so wie er jetzt ist, nicht der Endpunkt der Evolution ist, sondern sich noch weiter entwickeln kann, wird und sollte. Das klingt auf dem ersten Blick vom evolutionären Standpunkt durchaus nicht unlogisch. Zweifellos ist der Mensch, so wie er jetzt ist, nicht perfekt. Aber dennoch ist die Logik des Transhumanismus falsch, und der Transhumanismus ein futuristischer Rechtsextremismus.
Warum ist Transhumanismus rechtsextrem? Weil er den Übermenschen erschaffen will. Es geht nicht um eine ethische Weiterentwicklung des Menschen, sondern um Unsterblichkeit, mehr Körperkraft, mehr rationale Intelligenz, kurzum: mehr Macht. Und wo es Übermenschen gibt, gibt es nolens volens auch Untermenschen – die breite Masse, die sich die teuren Technologien zur Steigerung der individuellen Macht nicht leisten kann. Denn kaum ein Transhumanist hat auch nur die geringste Neigung, all diese Dinge jedem Menschen etwa per öffentlichem Gesundheitswesen verfügbar zu machen. Der Transhumanismus ist also die ultimative Entsolidarisierungsideologie der Superreichen. Sie wollen aus der Spezies Homo sapiens austreten. Es handelt sich um eine Ideologie, die da anknüpft, wo die Nationalsozialisten 1945 aufhören mussten. Wenn das nicht rechtsextrem ist, was dann?
Die Einheit der Art Homo sapiens, die Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit aller Menschen, die Nichtexistenz von Fortpflanzungsbarrieren zwischen Menschen verschiedener Hrkunft – all das ist ungemein wertvoll, weil es die Grundlage für ein gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen ist. Und all das wollen die Transhumanisten abschaffen. Sie wollen eine Welt schaffen, in der die Reichen und Mächtigen einer anderen biologischen Art angehören als die Armen und Machtlosen. In der Rassenunterschiede real sind. Das kann kein demokratisch denkender Mensch wollen. „Demokratischer Transhumanismus“ ist ein Widerspruch; Transhumanismus ist rechtsextrem. Futuristischer Rechtsextremismus. Und genau das ist es, was die rechten Techbros wollen.