Ich bin kein Optimist in dem Sinne, dass ich glauben würde, alles werde „von allein“ gut werden, weil der Markt das schon regeln wird, Gott oder freundliche Aliens uns retten werden, bald die Revolution kommen und den fossilen Kapitalismus hinwegfegen wird, oder was es noch so für Heilslehren gibt. An solche Wunder glaube ich nicht. Derartige Heilslehren verleiten dazu, die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun.
Ich bin aber auch kein Pessimist, der glaubt, alles wäre schon zu spät, man könne den Untergang der Menschheit oder der Zivilisation nicht mehr verhindern, sondern allenfalls nur hinauszögern. Das halte ich genau so für Unsinn wie die oben genannten Heilslehren. Und es verleitet wiederum dazu, die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun.
Nein, ich bin Possibilist. Der Ausdruck wurde von Jakob von Uexküll geprägt, dem Begründer des Right Livelihood Award, auch „Alternativer Nobelpreis“ genannt. In seinen eigenen Worten:
„Der Possibilist sieht die Möglichkeiten, und es hängt von jedem von uns ab, ob sie verwirklicht werden.“ (Zitat nach Luisa Neubauer und Alexander Repenning, Vom Ende der Klimakrise (Tropen Verlag, 2019), S. 24.)
Und deshalb glaube ich fest daran, etwas verändern zu können, zumindest dazu beitragen zu können, dass sich etwas verändert – siehe mein Post „Ich baue eine Kathedrale!„. Denn wer Possibilist ist, der legt die Hände nicht in den Schoß, weder weil alles „von selbst“ besser würde, noch weil „eh alles zu spät“ sei. Er packt die Dinge an, weil es für ihn einen Unterschied macht, was er tut. Ich bin also ein Possibilist – seid Ihr es auch? Wenn ja, dann können wir gemeinsam die Welt retten!
Hallo Jörg,
schöner Post. Den Begriff „Possibilismus“ kannte ich bis dato nicht. Ja, es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, um die drohende Klima-Katastrophe doch noch abzuwenden, der Mensch muss sie nur nutzen. Jeder einzelne kann im Kleinen dazu beitragen. Das versuche ich ebenfalls.
Zwei Probleme sehe ich: Nicht jeder ist in der Lage, die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen erstens zu erkennen und zweitens diese umzusetzen. Wenn es ums eigene Überleben und das der Familie geht (ich beziehe mich nicht auf Deutschland, obwohl auch hier mittlerweile viele Familien am Existenzminimum leben), ist Umweltschutz nun mal ein „Luxusproblem“. Da sind die Regierungen dieser Welt gefragt.
Punkt 2: Wirtschaftliche Interessen: Solange die Ziele „höher, weiter, schneller“ und „unendliches Wachstum“ lauten, wird es, fürchte ich, immer Lobbyisten geben, die Änderungen zur Nachhaltigkeit im Wege stehen. Warum gibt es nicht längst Gesetze gegen geplante/funktionale Obsoleszenz? Warum sind pflanzliche Lebensmittel im Supermarkt immer noch teurer als (Billig-)Fleisch? Und so weiter.
Von daher würde ich mich am ehesten als „pessimistischen Possibilisten“ bezeichnen.
Viele Grüße
Julia