Das deutsche Eisenbahnnetz ist nicht im Bestzustand – das lässt sich nicht mehr leugnen. Von Verhältnissen wie in der Schweiz oder in Japan sind wir leider ziemlich weit entfernt. Zu lange wurde dem Schienenverkehr zu wenig Priorität bei den Investitionen ins Verkehrswesen eingeräumt, wurden Straße und Flugzeug bevorzugt. Deshalb wird zu Recht angemahnt, dringend mehr in die Sanierung und Modernisierung der Schienenstrecken zu investieren. Das aber bringt vorübergehende Störungen im Betriebsablauf bis hin zu zeitweisen Streckenstilllegungen mit sich, und dann werden auch wieder kritische Stimmen laut.
Aber es hilft nichts: da müssen wir durch, wenn die Bahn attraktiver und leistungsfähiger werden soll. Ich denke, man kann sich mit ein paar Monaten Verspätungen, Zugumleitungen und Schienenersatzverkehr arrangieren, wenn man danach eine bessere, komfortablere und zuverlässigere Verbindung bekommt als vorher. Denn nur eine gute Bahn kann eine attraktive Alternative zu Auto und Flugzeug darstellen, mit Weiterwurschteln ist die Verkehrswende nicht zu schaffen.
Um das Dilemma zu lösen, muss freilich Schluss sein mit Flickschusterei, die nur das Nötigste unternimmt, so dass in ein paar Jahren wieder gebaut werden muss, mit allem Stress, den das für die Bahnkunden bedeutet. Wenn schon die Bautrupps ausrücken, sollte das Ergebnis eine zukunftsfeste Schienen-Infrastruktur sein, die die an sie gestellten Mobilitäts- und Logistikanforderungen auf Jahrzehnte hin sichert. Also wenn sanieren, dann richtig! Nur so kann die Verkehrswende gelingen! Denn die Bahn ist zweifellos die umweltfreundlichste Art zu reisen und Güter zu versenden, und hat es daher verdient, in der Verkehrspolitik die höchste Priorität eingeräumt zu bekommen.