Kurze Antwort: Gar nichts.
Lange Antwort: Trump will, dass der Krieg in der Ukraine bald zu Ende ist. Aber nicht wegen des Völkerrechts oder wegen des Leids der Menschen in der Ukraine. Das ist ihm völlig egal. Den Möchtegern-Diktator der USA schert weder das eine noch das andere. Es geht ihm nur um den Profit. Und der Krieg in der Ukraine ist schlecht für das Geschäft.
Das Geschäft mit Russland nämlich. Trump und Putin sind keine Busenfreunde, aber Trump möchte gern mit Russland „ganz normal“ profitable Geschäfte machen. Er will russisches Öl, russisches Gas und russisches Uran importieren. Und zwar ohne jedes Gerede über Sanktionen gegen Russland, die bei solchen Geschäften hinderlich sind. Was dabei mit der Ukraine geschieht, ist ihm völlig nebensächlich.
Das bedeutet auch, dass Trump sich nicht tiefer in den Krieg verwickeln lassen will. Denn je länger der Krieg dauert, desto länger bleiben die internationalen Sanktionen gegen Russland in Kraft, und desto länger kann man nicht mit Russland „ganz normale“ Geschäfte abwickeln. Für das Russlandgeschäft ist er bereit, Putin ein neues „Münchner Abkommen“ anzubieten.
Das bedeutet freilich auch: Sollte Putin sich durch Trump ermutigt fühlen, beispielsweise die baltischen Länder zu überfallen, können wir uns nicht auf die Bündnistreue der USA verlassen. Was eine gewisse Tradition hat: auch aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg hielten sich die USA anfangs heraus. Erst als klar wurde, dass die deutsche Aggression in Europa auch eine Gefahr für die USA war, rückten sie von der Neutralitätspolitik ab. Aber Hand aufs Herz: die EU hat die dreifache Bevölkerung und die zehnfache Wirtschaftsleistung Russlands – und Russland ist schon durch die viel kleinere Ukraine anscheinend überfordert. Das allein sollte Putin abschrecken. Denn Putin ist zwar brutal, aber vermutlich nicht wahnsinnig. Er ist ein eiskalter Stratege.
Heute reist der ukrainische Präsident Zelensky in Begleitung mehrerer europäischer Regierungschefs nach Washington, um mit Trump über den Krieg in der Ukraine zu sprechen, nachdem Trump am letzten Wochenende Putin zu Gast hatte. Ich erwarte nicht viel von diesem Treffen, wie ich auch nichts von dem Trump-Putin-Gipfel erwartet hatte. Nur so viel: Zelensky und seine europäischen Freunde werden erneut versuchen, Trump klar zu machen, dass das Völkerrecht auf ihrer Seite ist. Aber Trump wird wohl weiterhin den Profit über das Völkerrecht stellen.