Von der Corona-Krise lernen

Frieden & Demokratie Grundfragen

Vor fünf Jahren steckten wir in einer schweren Krise. Das Corona-Virus hielt die Welt in Atem, und wir mussten uns von vielen lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden. Und natürlich gab es Leute, die das nicht einsahen und das Problem leugneten. Aber sie blieben eine kleine, wenn auch bisweilen lautstarke, Minderheit. Der Mainstream der Gesellschaft hielt zusammen – und bewältigte die Krise. Nicht unbedingt optimal; es wurde viel herumprobiert und korrigiert, es gab Fehler und Versäumnisse, und es ist wichtig, zurück zu schauen, was gut und was weniger gut war.

Ich denke, daraus können wir für unsere gegenwärtige Krise, die doppelte Demokratie- und Nachhaltigkeitskrise, lernen. Zwar gibt es Unterschiede. Bei der Corona-Pandemie war den meisten klar, dass die Krise vorüber gehen und danach das Leben weitestgehend zu den alten Gewohnheiten zurückkehren würde. Diesmal müssen wir Gewohnheiten ändern. Ein Weiter-so wie früher kann es dieses Mal nicht geben, denn viele liebgewonnene Gewohnheiten haben zur Krise beigetragen. Dennoch glaube ich an die Fähigkeit unserer Gesellschaft, ihr Verhalten auf die neuen Bedingungen einzustellen.

Wie ich schon öfter gesagt habe, kann man Demokratie und Nachhaltigkeit nicht von einander trennen. Die Wende zur Nachhaltigkeit ist auf Gedeih und Verderb auf die Möglichkeiten angewiesen, die die Demokratie bietet, sei es, Strategien und insbesondere auch Fehler offen und ohne Angst zu diskutieren, für mehr Nachhaltigkeit lautstark in der Öffentlichkeit einzutreten, und Regierungen zu verklagen oder abzuwählen, die ihre Pflichten gegenüber der Gesellschaft vernachlässigen. Eine Ökodiktatur ist ein Ding der Unmöglichkeit, und es ist allzu klar zu erkennen, dass die Autoritaristen die Nachhaltigkeitskrise verleugnen.

Wie die Corona-Pandemie gezeigt hat, kann eine demokratische Gesellschaft mit schweren Krisen umgehen. Die Versuche von AfD & Co., aus der Krise politisches Kapital zu schlagen, haben sich als wenig erfolgreich erwiesen. In den USA trug die Corona-Krise ihren Teil zur Wahlniederlage Donald Trumps 2020 bei, wenngleich das nur ein Etappensieg war – vier Jahre später war Trump wieder da. Grundsätzlich aber hat die Demokratie die damalige Bewährungsprobe bestanden, wie sie auch schon die ungleich härtere Bewährungsprobe, die der Faschismus und der von diesem angezettelte Zweite Weltkrieg bedeutet hatten, bestanden hatte.

Denn Demokratien sind lernfähig. Gemachte Fehler lassen sich in einer offenen, freien Gesellschaft nicht so leicht unter den Teppich kehren wie in Diktaturen. Sie werden diskutiert und korrigiert. Und wenn die Gesellschaft sich einer Bedrohung gegenüber sieht, können Demokratien handlungsfähig bleiben und die Bedrohung abwenden. Dazu ist natürlich ein fester Glaube an demokratische Grundwerte erforderlich. Wo dieser fehlt, da bricht die Demokratie zusammen, wie man das 1933 in Deutschland gesehen hat. Und dann wächst sich die Krise unweigerlich zur Katastrophe aus. Aber heute ist die Demokratie in unserem Land stärker als damals. Es ist aber erforderlich, wachsam zu bleiben und der doppelten Bedrohung unserer Gesellschaft durch Autoritarismus und mangelnde Nachhaltigkeit entegen zu treten. Gemeinsam können wir das schaffen.

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