Unsere gegenwärtige Wirtschaftspolitik ist auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet. Dabei ist aber klar: in einer endlichen Welt kann es kein unendliches quantitatives Wachstum geben. Bekannt ist auch: in den hochentwickelten Ländern ist die Lebensqualität in den letzten Jahrzehnten kaum noch angestiegen. „Wachstum=Wohlstand“, das ist zu kurz gedacht. Beim Konsum tritt zunehmend eine Sättigung ein, und es werden Unsummen in die Werbung investiert, um scheinbare Bedürfnisse zu wecken, die die Menschen in Wirklichkeit gar nicht haben. Von daher ist es an der Zeit, das Thema „Wachstum“ in der entwickelten Welt neu zu denken.
Immerhin ist es bereits so, dass der Ressourcenverbrauch bereits deutlich langsamer zunimmt als die Wirtschaftsleistung, die Ressourcenproduktivität also zunimmt. Es hat also eine Verlagerung von quantitativem zu qualitativem Wachstum begonnen. Hier sind aber noch weitere Fortschritte erforderlich, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, in der alle materiellen Ressourcen wieder verwertet werden. Denn noch wird viel zu viel Material und Energie schlichtweg verschwendet – es entstehen Abfälle, die nicht mehr genutzt werden, und es werden viele Produkte erzeugt, deren Sinn fraglich ist und die nichts zur Steigerung der Lebensqualität der Menschen beitragen.
Anders sieht es in Entwicklungsländern aus, wo die Wirtschaftsleistung derzeit oft nicht ausreicht, die Grundbedürfnisse der Menschen sicher zu befriedigen. Hier muss die Wirtschaftsleistung noch zunehmen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Dabei bietet sich diesen Gesellschaften aber die Chance, die Fehler der hochentwickelten Volkswirtschaften zu vermeiden und die Bedürfnisse der Menschen mit geringerem Ressourcenverbrauch zu befriedigen – den Weg von der Mangel- zur Kreislaufwirtschaft ohne den Umweg über die Überflusswirtschaft zu gehen. Man spricht hier von Leapfrogging. Ein Beispiel: um den steigenden Bedarf an elektrischer Energie zu decken, werden gar nicht erst Kohle- oder Gaskraftwerke gebaut, sondern die Infrastruktur von vorn herein auf Basis erneuerbarer Energien aufgebaut. Die hochentwickelten Volkswirtschaften müssen den Entwicklungsländern dabei helfen, vor alle, indem sie selbst ein Beispiel geben und zeigen, wie es geht.